Kinderleicht durch den KI-Dschungel

KI-Workshopleiterin mit Plastiktieren für den Workshop

Kathrin Lichius mit Dschungeltieren für die Workshops. Foto: Benjamin Wolfinger

Welches KI-Tool ist für welche Aufgabe das Richtige? Diese Frage beantwortet Kathrin Lichius in ihren „KInderleicht-Dschungelexpeditionen“. In ihren Workshops arbeitet sie mit spielerischen Methoden, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch den Dschungel der KI-Anwendungen zu führen.

 

Dschungelexpeditionen - was ist das?

Kathrin Lichius: Ich habe festgestellt, dass viele Menschen sich nicht an das Thema Künstliche Intelligenz (KI) trauen. Und die Flut von KI-Tools ist so groß, dass viele gar nicht die Zeit dazu haben, sich damit zu beschäftigen. In den Dschungelexpeditionen werden die Teilnehmer dann spielerisch an die Tools herangeführt und können sie direkt ausprobieren.

Auch Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen hängen oft noch in der Luft bei der Frage, wo sie KI in ihren Unternehmen einsetzen können. Ihnen biete ich zur Orientierung einstündige „Helikopterflüge“ durch die KI-Welt an. Entstanden ist mein Angebot, weil ich selbst einmal nach Referenten oder Referentinnen zum Thema KI gesucht habe und keine gefunden habe.

 

Wie funktioniert der spielerische Ansatz?

Kathrin Lichius: Die Workshops basieren auf Challenges. Denn, wenn ich selber aktiv eine Herausforderung lösen muss und es mit meinem Team schaffe, dann wird das Wissen viel nachhaltiger verankert, als wenn ich es frontal gezeigt bekomme und dann versuche, es nachzumachen.

Deshalb arbeite ich in Absprache mit den Auftraggebenden kleine Challenges aus, an denen man sehen kann, wie KI unterstützen kann, also wie man zum Beispiel ein Video auf YouTube in kürzester Zeit auf die Kernfakten zusammenfassen lassen kann oder welche Möglichkeiten man hat, eine Power-Point-Präsentation mit KI zu erstellen.

Im Workshop arbeite ich mit Tieren, die für eine einzelne Challenge stehen. Wenn die Challenge von der Gruppe gemeistert wird, schafft es dieses Tier, den Dschungel zu überleben. Wenn die Gruppe es nicht schafft, zeige ich selbstverständlich, wie es geht.

 

Was treibt Sie beim Thema KI an?

Kathrin Lichius: Ich habe für mich schon vor einem guten Jahr entdeckt, was für ein Effizienzhub diese KI-Tools eigentlich bedeuten. Ich bin selbst sehr interessiert an dem Thema, weil ich als Dreifach-Mama immer auf der Suche bin nach Möglichkeiten, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Und da sind eben KI-Tools ein enormer Effizienzfaktor.

Ich arbeite an der Universität Stuttgart als Projektmanagerin im Bereich Gründung. Gründerinnen und Gründer müssen in unfassbar viele Rollen schlüpfen. An einem Tag schreiben sie einen Antrag, am anderen Tag kümmern sie sich um IT-Datenschutzmaßnahmen, am nächsten Tag müssen sie einen Pitch vorbereiten. Und KI-Tools können auch da massiv unterstützen, indem sie zum Beispiel auch helfen, Logos zu kreieren oder Business-Modelle zu validieren.

 

Wie ist die Resonanz auf Ihr Angebot?

Kathrin Lichius: Die Nachfrage ist so hoch, dass ich im Moment noch nicht mal dazu komme, meine Website aufzubauen. Alles läuft über Social Media oder Mund-zu-Mund-Propaganda. Bis Juli bin ich fast ausgebucht. Viele Firmen bauen das Thema in ihre jährliche Teamentwicklung ein. Dazu kommen noch die Angebote, die ich gratis an Schulen mache. Für jeden Workshop, den ich bei Unternehmen durchführe, mache ich im Gegenzug ein Gratisangebot an Schulen, um das Thema dort voranzutreiben. Nachdem schon das Thema Digitalisierung verschlafen wurde, muss man schauen, dass das mit KI an den Schulen nicht passiert.

 

Wie halten Sie sich bei diesem sich rasant entwickelnden Thema up to date?

Kathrin Lichius: Es gibt einige Influencer oder Creator zum Beispiel bei LinkedIn, die sich auf Tools für bestimmte Anwendungsbereiche spezialisiert haben. Ich schaue mir viele der neuen Tools an, probiere sie und bewerte sie nach Relevanz oder Funktionsfähigkeit. Daraus leite ich meine Empfehlungen in den Workshops ab. Es ist mir wichtig, nicht 10 Tools für einen bestimmten Bereich vorzustellen, sondern das eine, das wirklich gut ist.

 

Sehen Sie Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Umgang mit KI?

Kathrin Lichius: Frauen haben manchmal etwas mehr Respekt vor der Technik. Aber das Schöne an vielen KI-Anwendungen ist, dass sie sprachgesteuert sind und man die Sprache gut beherrschen muss. Und da sind Frauen meistens gut. Durch den spielerischen Aspekt in meinen Workshops ist die Hürde auch gering, sich mit KI zu befassen.

 

Was würden Sie Frauen raten, um fit in KI zu werden?

Kathrin Lichius: Jede sollte sich mit dem Thema auseinandersetzen, am besten in einem Bereich, der einen interessiert oder auch in Hobbys. Dann sucht man sich ein Feld raus, bei dem man denkt, „da könnte mir KI helfen“.

Oder Sie überlegen sich: Welche Aufgabe nervt mich denn so unfassbar, dass ich sie gerne an KI abgeben würde? Und der Austausch ist wichtig. Vielleicht jede Woche eine halbe Stunde beim Kaffee mit Kolleginnen und Kollegen über Tools reden, die sie schon einsetzen. Und: Einfach ausprobieren!

 

Zur Person

Kathrin Lichius (38) ist Wirtschaftingenieurin und arbeitet als Projektmanagerin am Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI) an der Uni Stuttgart und freiberuflich als KI-Expertin. Sie ist Mutter von drei Kindern und hat nach ihrem Studium 14 Jahre bei Daimler gearbeitet. Bei der Langen Nacht der Gründerinnen hat sie das Finale erreicht.


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